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Gerd Brederlow mit Heike Neumann

Bobby, Herr Bredi und Mister Herr Bendel. Die Geschichte meines Bruders

210 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag. Piper Verlag

ISBN 3-492-04475-1

 

Bobby ist jetzt 41 und ein behinderter Star am Sternenhimmel der deutschen Medien. Zweifellos ist er etwas Besonderes - wie wir alle. Sein Leben lang träumte er davon, vor der Kamera zu stehen. Das ist ihm gelungen. Er genießt diese Karriere sehr. Von seinem Auftreten erhoffen sich viele, die in der Behindertenarbeit engagiert sind, Impulse für mehr Akzeptanz derer, die bislang in unserer Gesellschaft behindert werden.

Andere sorgen sich jetzt, ob nicht der Rummel der Sache und vor allem Herrn Bobby Brederlow schadet. Sein Bruder Gerd hat jetzt mit der Autorin Heike Neumann Bobbys bisherige Lebensgeschichte veröffentlicht. Erneut sind die Medien nah dran, denn Gerd Brederlow hat seinen Bruder in seine "Männer-WG" aufgenommen, wie es im ersten Kapitel heißt. Will sagen: Er lebt mit seinem schwulen Partner Udo Bandel in München, und das Paar sorgt für Bobby, nachdem dessen Eltern verstorben sind.

Wird hier ein Mitnahmegeschäft gemacht? Wird "Bobby" benutzt?

Die Lektüre ist da eher ernüchternd. Es ist eine Geschichte der Mühen und Freuden, wie sie sich aus dem Leben mit einem Menschen ergeben, dessen Herzlichkeit so erschütternd sein kann wie seine Nervigkeit und sein Ordnungswahn. Und auch der voyeuristische Einblick in eine Männer-Lebensgemeinschaft erbringt keine wirklich neuen Motive. Die Normalität dieses Lebens liegt hinter allem "Glamour" und den Dönekes aus der Schwabinger Schickeria. "Liebe und weitere Katastrophen" - vielleicht auch ein Motto für dieses Leben.

Der Autor verspricht sich von seinem Buch - abgesehen vom Verkaufserfolg - mehr Informiertheit über das Down-Syndrom. Der Buchfink wünscht ihm dabei viel Erfolg und hat auch ein wenig Hoffnung, dass es gelingen wird. Bobby ist als "braver" Außenseiter ein Träger unserer Sympathien. Viel stärker als es das Ungeborene sein kann, das die ärztliche Prognose "Down" nicht überlebt, weil seine Eltern keine Ahnung haben vom Leben mit einem Chromosomenfehler. Das Nachwort des Mediziner von Voß betont diesen aufklärerischen Aspekt. Die Botonung liegt auf "betont".

Dem Bild sind 50 SW-Fotos beigegeben. Ein Familienfotoalbum, das Normalität trotzig behaupten will. Der Erzählton ist meist heiter-ironisch, bis auf eine gewisse Bitterkeit, die das Hickhack ums Sorgerecht für Bobby hinterlassen hat. DerAlltag im Leben mit einem Behinderten wird nicht schöngeredet. Und wer die Brüder in der ZDF-Talkrunde erlebt hat, der kann noch lange nicht ermessen, wie stressig so ein Leben sein kann. Aber davor und darüber liegt immer der Glanz jener Stunden, in denen der Behinderte den "Normalen" (???) zeigt, wie viel an Echtheit und Liebe ihnen zu einem erfüllten Leben fehlt.

Der Buchfink beziffert den Gebrauchswert des Buches daher auf:

4 von 6 Bambis.

Simon Croll im November 2002

 

 



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